Kaufberatung Teil 3
Der Aufbau
von Naomi Smadar Pahl
und Claudius Caßemayer

Nun lädt der Aufbau zur Besichtigung ein. Nebenstehendes Bild zeigt ein Wohnmobil von Eura mit Einstieg vorne und dementsprechend der Sitzgruppe im Heck. Wie wir jedoch schon feststellen durften, Aufbau-Hersteller gab es in den 80ern vergangenen Jahrhunderts insbesondere beim Mitsubishi L300 zahlreich, auch stellten diese in der Regel verschiedene Varianten ihrer Wohnmobile her. Verständlicherweise haben allein schon aufgrund der gebauten Stückzahlen Fahrzeuge der größeren Hersteller auch in entsprechend höherer Stückzahl überlebt, ob diese dafür aber auch qualitativ denen der kleineren Marken überlegen waren kann man nicht pauschal beurteilen und muss im Einzelfall entschieden werden. Eine Kaufempfehlung zu einer bestimmten Marke kann daher schlecht abgegeben werden, das muss jeder für sich entscheiden, ebenso wie jeder für sich entscheiden muss, ob er lieber ein Wohnmobil mit Heck- oder lieber mit Front- bzw. Mittelsitzgruppe haben möchte. Rar gesät sind auch noch Wohnmobile der Marke Eura mit Seitensitzgruppe zu finden. Bei den noch seltener anzutreffenden Campern auf Basis des Mitsubishi L300 Kleinbusses sieht es ähnlich aus. Wer solch ein Fahrzeug kaufen möchte wird froh sein, überhaupt eines zu finden und wird sich keine großen Gedanken nach dem Ausbauhersteller machen.
Gemeinsam haben die Fahrzeuge als Wohnmobil in der Regel alle einen Aufbau aus mit Aluminiumblech verkleidetem Ständerwerk sowie einem Alkoven, der als Schlafstätte für zwei Personen ausreicht.
Und hier sind wir im Aussencheck direkt bei den ersten möglichen KO-Kriterien: Unsachgemäß ausgeführte Dichtheitsreparaturen mit Silikon. Aluminium und in der Regel essigvernetztes Silikon vetragen sich nicht. Die Essigsäure im Silikon erzeugt einen chemischen Oxidations-Prozess und greift das Aluminiumblech an, die Folge ist sogenannter Alufrass, der sich selbst nach Entfernen des schadensverursachenden Silikon fortsetzen kann. Allerdings ist es für einen Laien manchmal schwer auseinander zu halten, ob es sich bei nachträglich angebrachter Dichtmasse um Silikon oder um zulässige PU-basierte Produkte wie z.B. von Sika handelt. Die Sauberkeit der Verarbeitung jedoch hilft hier oftmals. Dies gilt nicht nur für alle Profil- und Kantenleisten, die die einzelnen Aluminiumbleche verbinden und diese Verbindungen abdichten (insbesondere Dach, Heck und Alkoven), sondern auch für Fensterrahmen und -dichtungen. Besonderes Augenmerk dabei: Dachluken bzw. -fenster und Alkoven-Bugfenster, wenn vorhanden! Früher wurden Fenster oftmals, insbesondere das in der Regel nicht zu öffnende Alkoven-Bugfenster nur mit Gummirahmen eingesetzt. Diese sollten sauber und dicht anliegen, nirgendwo abstehen, eingerissen sein oder gar bei an den zumeist nur kaltverschweißten Verbindungen Lücken aufweisen.
Bei den Aluminiumleisten und -rahmen, insbesondere auch an der Tür und den Serviceklappen achtet ihr darauf, in welchem Zustand sich die Füllgummis incl. der darunterliegenden Schrauben und die jeweiligen Dichtungen befinden, ob Klappen und Schlösser einwandfrei funktionieren und ob nichts (z.B. durch evtl. vorhandene Einbruchsspuren) verzogen ist. Auch ein Blick auf vorhandene Be- und Entlüftungsöffnungen sowie Kaminabdeckungen von Kühlschrank und evtl. Boiler schadet nichts. Wenn vorhanden, Dinge wie Fahrradträger, Leiter, Dachreling und Gepäckboxen Befestigungen und Dichungen prüfen. Bei einer verbauten Rückfahrkamera oder gar Solaranlage auch auf die Befestigung achten und ebenso, ob das/die Kabel ordendlich im Häuschen mit einer Dichtung verschwinden. Öffnet auch das Gasfach und schaut ob der Boden ok ist. Gasflaschen schwitzen und vereisen von aussen, daher ist dieser oft gerne defekt bzw. verfault.

Jetzt gehts ans Eingemachte und wir betreten das Wohnabteil. Machen wir und nichts vor, ein Wohnmobil aus den 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts spiegelt auch den damaligen Zeitgeist und Stand der Technik wieder. Zu letzterer kommen wir später. Und Fahrzeuge in dem Alter befinden sich in der Regel auch nicht mehr im Auslieferungszustand, sondern wurden nach Geschmack der Vorbesitzer individualisiert und "verschönert". Wichtig ist, dass wir keine "Tropfsteinhöhle" antreffen, weshalb hier jetzt der Feuchtemesser unerlässlich bei der Besichtigung ist und das Mobiliar nicht abgewohnt oder gar heruntergekommen ist. Ich würde mich wieder systematisch von vorne oben nach hinten unten durcharbeiten, um Undichtigkeiten und mögliche Wasserschäden aufzuspüren. Also nichts wie ab mit euch in den Alkoven und die Matratze in den vorderen Ecken angehoben. Schaut euch die Decke und die Wandverkleidungen rund um evtl. vorhandene Fenster an. Fühlt sich alles fest an, sind keine Wasserränder oder Stockflecken zu sehen, kann der Feuchtemesser zum Einsatz kommen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Hier auch die Matratze anheben und die Bodenbereiche rund ums Fahrerhäuschen begutachten und durchmessen.
Nach einer Geruchsprobe an der Matratze (wer möchte schon gerne auf muffigem Untergrund schlafen) geht es mit der gesamten Decke im Wohnbereich weiter. Auch hier solltet ihr nicht nur nach offensichtlichen Wasserschäden schauen, sondern auch nach versteckten und insbesondere nach nicht sachgemäß reparierten Schäden. Ein Indiz hierfür sind über den Rahmen von Dachluke(n) überklebte neue Deckenverkleidungen. Macht auch hier einmal insbesondere rund um die Luken Feuchtigkeitsmessungen. Öffnet die Hängeschränke, wie sieht es innen aus, wie funktionieren Verschlüsse, Schlösser und Schnapper? Auch hier sollten keine unangenehmen Gerüche entgegen kommen, ebenso wenig aus dem Kleiderschrank heraus. Weiter geht es mit den Fenstern. Auch hier sollten ringsum keinerlei Feuchtigkeitsspuren zu sehen sein, ein kurzer Funktionstest ist unabdingbar. In welchem Zustand sind innere Scheiben-Öffner, Aufsteller und Dichtungen? Im Anschluß schaut euch die Sitzgruppe und den dazugehörigen Klapp-Tisch an. Funktioniert dieser einwandfrei? Wie sehen die Polster aus, auch von unten? Und wie sieht es in den darunter liegenden Staufächern aus? Ist hier alles trocken und stabil? Gleiches gilt natürlich für die Küchen-Unterschränke, in denen sich oftmals der Wasserkanister samt Tauchpumpe für das Spülbecken sowie dessen Abflußleitung befindet. Wenn diese Dinge geklärt sind rein in die "Nasszelle". Auch wenn diese so heißt, kommt es doch gerade dort auf Trockenheit an. Denn hier können die Feuchtigkeitsschäden auch nicht nur von aussen kommen, sondern eben von innen. Weshalb an beiden genannten Stellen eine Kontrolle mit dem Feuchtmesser in jedem Fall durchgeführt werden sollte.
Kommen wir nun zur Aufbau-Technik. Vorfinden werdet ihr in der Regel eine Gasheizung, zumeist eine Truma 3002, bei manchen Fahrzeugen in Verbindung mit einem Umluft-Gebläse. Im Küchenteil werdet ihr zumeist eine 2-flammige Kochstelle, ein Spülbecken sowie einen sowohl auf Gasbetrieb, als auch auf 12 und 220 Volt funktionierenden Absorber-Kühlschrank vorfinden. Viele Fahrzeuge haben zudem den Luxus einer "Truma-Therme" oder andersweitig gestalteten Warmwasseraufbereitung. Die Wasserbevorratung erfolgt entweder durch Aussentanks oder durch im Innenraum befindliche Kanister. Das Abwasser wird meist unter dem WoMo gesammelt. Zur elektrischen Versorgung steht eine eigene 12 Volt Bordbatterie in der Regel mit eigenem automatischem Ladegerät incl. Stromverteilung und -absicherung zur Verfügung. Eine 220 Volt "Landstrom"-Einspeisung versorgt die 12 Volt Bordelektronik sowie verschiedene 220 Volt Steckdosen und Endgeräte in getrennt voneinander (wichtig!) abgesicherten Strom-Kreisen. Nachgerüstet wird oft noch eine Solarstrom-Einspeisung, Spannungswandler sowie eine Fernseh-Anlage an. Vorab gesagt: Alles was verbaut ist, sollte natürlich auch funktionieren! Bevor es aber an den Funktions- Check geht, steht an erster Stelle die Sicherheit, bei Wohnmobilen in dem Alter wurde oft nachträglich rumgebastelt, und das leider nicht immer fachmännisch oder den den jeweiligen Vorschriften entsprechend.

Neben der funktionierenden Absicherung der 220 Volt- Einspeisung gilt daher: sichtbare und/oder zugängliche elektrische Leitungen müssen nach Volt-Zahl getrennt in Kabelkanälen verlaufen, Verteilungen und Abzweigungen dürfen nur fachgerecht ausgeführt in dafür vorgesehen Verteiler-Dosen erfolgen. Schaut nach der Bordbatterie, wie alt und welche Bauart (bei Solaranlage unbedingt Gelbatterie!) Unerlässlich bei Wohnmobilen ist eine aktuell gültige Gasprüfung (HU-relevant!), falls diese doch nicht vorhanden ist sollte zumindest das Prüfbuch existieren.
Testet nun die Funktion der Geräte, soweit dies möglich ist. Ein vernünftiger Verkäufer sollte zumindest soviel Gas und Wasser in den entsprechenden Behältern bereithalten, das ein Check der Funktion von Gasgeräten und Wasserpumpen, die bei Betätigung der jeweiligen Hähne eingeschaltet werden, möglich ist. Kühlschrank und Warmwasserboiler, falls vorhanden wird er wohlweislich vorher bereits angestellt haben, um vorführen zu können, dass diese beiden Geräte ihren Dienst verrichten.
Fragen und Anregungen?